Auf den Lattenrost, das Bettgestell verzichten und die Matratze einfach auf den Boden legen? Diese Idee mag sich in Deutschland ziemlich verrückt anhören. Hierzulande ist das Bett mit Lattenrost der gängige Standard, wobei sich auch zunehmend Boxspringbetten durchsetzen.

In Japan und anderen Kulturkreisen entspricht es der Tradition auf dem Boden zu schlafen. Dabei wird häufig nur eine dünne Unterlage, wie etwa eine Futonmatratze verwendet, um den Körper zu unterstützen. Möchtest Du selber ausprobieren wie es sich anfühlt die Matratze auf den Boden zu legen und darauf zu schlafen? Dann solltest Du die folgenden Tipps beherzigen, damit dieses Experiment gelingt und Deine Matratze keinen Schaden nimmt.

Weshalb möchtest Du die Matratze auf den Boden legen?

Aus welchen Gründen entscheidest Du Dich dazu, die Matratze auf den Boden zu legen?

In den letzten Jahren hat sich der Lebensstil des Minimalismus in Deutschland immer mehr Gehör verschafft. Er stellt einen Gegenpol zum gängigen Konsum und der Wegwerfgesellschaft dar. Bei dieser Lebensweise werden die eigenen Besitztümer auf das Nötigste reduziert. Da scheint es nur konsequent auch auf das Bett inklusive Lattenrost zu verzichten. Möchtest Du Dein Schlafzimmer so „minimalistisch[1]“ wie möglich einrichten und fühlst Du Dich durch ein großes Bett eingeengt, dann könnte es sich als praktisch erweisen, wenn Du die Matratze auf den Boden legst.

Häufiger ist der Grund jedoch ganz anders und finanzieller Natur geprägt. Denn das Bett und ein Lattenrost stellen einen großen Kostenpunkt dar. Gerade für Studenten, die in die erste eigene Wohnung ziehen mag das Geld nicht vorhanden sein, um sich ein komplettes Bett zu kaufen. Daher könnte schnell die Idee aufkeimen ganz auf das Bettgestell zu verzichten und die Matratze – gezwungenermaßen – auf den Boden zu legen.

Auch als Übergangslösung könnte es sich als praktisch erweisen, die Matratze zunächst auf den Boden zu legen. Stand gerade ein Umzug an und die Matratze ist schon angeliefert, aber das Bett fehlt noch, könntest Du die Zeit auch ohne Bettgestell überbrücken. Damit bist Du nicht auf eine selbstaufblasbare Luftmatratze angewiesen, sondern nutzt einfach die vorhandene Matratze.

Lässt sich die Matratze einfach auf den Boden legen?

Es gibt also viele Gründe, weshalb Du auf die Idee kommen könntest die Matratze direkt auf den Boden zu legen. Sei es aus eigener Überzeugung oder weil schlichtweg das Geld für den Lattenrost und das Bettgestell fehlt. Ist es problematisch, wenn Du die Matratze nun einfach so nutzt?

Fehlende Luftzirkulation

Das größte Problem bei der Matratze auf dem Boden ist, dass diese nicht über eine ausreichende Luftzirkulation[2] verfügt. Im Schlaf verlierst Du jede Menge Schweiß. Egal ob im Hochsommer oder im Winter, wenn die Temperaturen eher zum Frieren einladen. Schweiß gelangt jede Nacht von Deinem Körper auf die Matratze.

Ohne Lattenrost liegt die Unterseite der Matratze direkt auf dem Boden. Diese ist keiner Luftzirkulation ausgesetzt, sodass die Feuchtigkeit nicht abgeleitet wird. Sie befindet sich weiter in der Matratze, wodurch einige Folgeprobleme entstehen.

Dies betrifft zum Beispiel Allergiker. Denn in einer feuchten Matratze fühlen sich Hausstaubmilben wie im Paradies. Sie vermehren sich rasant und führen bei Allergikern zu stärkeren Beschwerden.

Auch Schimmel kann sich aufgrund der Feuchtigkeit bilden und die Atemwege angreifen. Selbst ein häufigeres Wenden oder Auslüften der Matratze hilft kaum dabei diese zu trocknen.

Rückenschmerzen

Matratze auf Boden - Rückenschmerzen
Die Matratze auf dem Boden kann für Rückenschmerzen verantwortlich sein

Versprichst Du Dir von der Matratze auf dem Boden, dass Dein Rücken davon profitiert und Rückenbeschwerden zurückgehen?

Dann ist diese Hoffnung in den meisten Fällen unbegründet. Denn der Lattenrost nimmt einen Teil der Belastung auf und schont auf diesem Wege die Matratze. Befindet sich die Matratze auf dem Boden, nimmt sie Dein gesamtes Körpergewicht auf. Dadurch verändert sich die wahrgenommene Härte und gerade bei dünnen Ausführungen kommt es zu einer ungünstigen Schlafposition.

Deine Wirbelsäule behält nicht mehr die natürliche Krümmung bei, sondern wird sich an die zu harten Liegebedingungen anpassen. Schulter und Becken sinken nicht tief genug ein, sodass in diesen Bereichen häufig Verspannungen auftreten.

Eine zu harte Matratze gilt keineswegs als förderlich für den Rücken, sondern bringt jede Menge Folgeschäden mit sich. Aus gesundheitlicher Sicht ist der Lattenrost daher wesentlich gesünder.

Beschwerlicher Einstieg

Auch der Einstieg wird weniger angenehm fallen. Die Matratze liegt so niedrig, dass ein bequemes Draufsetzen entfällt. Dir bleibt nur die Möglichkeit Dich auf die Matratze hinzulegen. Gerade für ältere Personen mit Gelenkschmerzen[3] ist diese Variante weniger zu empfehlen. Das Aufstehen am Morgen ist nicht gerade angenehm und mit Schmerzen in den Tag zu starten stellt keinen guten Einstieg dar. Ein Bett mit Lattenrost gilt daher aus Sicht des Komforts als bessere Lösung.

Was musst Du bei der Matratze auf dem Boden beachten?

Legst Du die Matratze dennoch auf den Boden solltest Du die folgenden Tipps befolgen, damit sowohl das Material als auch Dein Körper darunter nicht leiden.

Atmungsaktive Matratze wählen

Damit die Matratze der höheren Feuchtigkeit besser standhält, sollte diese aus einem atmungsaktiven Material bestehen. Dazu zählen etwa Kaltschaummatratze, welche mit einem offenporigen Design überzeugen. Ebenso ist es vorteilhaft, wenn Belüftungskanäle im Schaumstoff eingearbeitet sind. Dies ist zum Beispiel bei orthopädischen Matratzen häufiger der Fall, die dadurch eine angenehmere Schlafumgebung aufweisen.

Abstand nehmen solltest Du hingegen von Latexmatratzen oder Memory-Foam-Matratzen. Diese weisen eine geringe Atmungsaktivität auf und sind nur für die Nutzung auf dem Lattenrost geeignet.

Höhere Matratzen

Auch die Matratzenhöhe ist entscheidend dafür, ob es sich auf dem Boden gut schlafen lässt. Wähle lieber eine Variante, die höher ist. Dadurch fällt der Einstieg leichter und die Gefahr ist geringer, dass Du die Matratze bis zum Boden durchdrückst.

Entgegen dieses Grundsatzes sind die Bodenmatratzen in Japan sehr niedrig. Bist Du daran nicht gewöhnt und leidest bereits unter kleineren Beschwerden, dann entscheide Dich lieber für eine höhere Matratze.

Auf den Boden achten

Nicht nur die Matratze muss auf dieses Vorgehen abgestimmt sein. Der Boden muss ebenso bestimmte Anforderungen erfüllen, damit Du die Matratze ohne Lattenrost verwenden kannst. Dazu gehört, dass der Boden rutschfest ist. Während der Nacht bewegst Du Dich und dabei möchtest Du nicht, dass die Matratze ständig verrutscht.

Gefährlich wird es, wenn die Wohnung über eine Fußbodenheizung[4] verfügt. Dann sollte die Matratze nicht darauf gelegt, sondern mit einem Bettgestell verwendet werden. Andernfalls könnte die Matratze einen Schaden davontragen und nicht mehr den gewünschten Schlafkomfort bieten.

Matratze regelmäßig lüften

Selbst bei atmungsaktiven Matratzen lässt es sich kaum vermeiden, dass diese Feuchtigkeit aufnehmen. Um die Bildung des Schimmels zu verhindern, musst Du regelmäßig die Matratze auslüften. Stelle sie dazu vertikal auf den Boden, sodass von beiden Seiten der Luftzug die Feuchtigkeit aus dem Material trägt.

Verwendest Du die Matratze allein, dann sollte diese nicht zu groß und schwer sein. Andernfalls könnte die Handhabung so kompliziert sein, dass Du diese nicht selbstständig aufrichten kannst, um die Feuchtigkeit zu reduzieren.

Mit der Matratze auf dem Boden schlafen

Auf ein Bettgestell und den Lattenrost zu verzichten mag bei manchen Matratzen funktionieren. Für gewöhnlich sind die Matratzen aber nicht so gestaltet, dass sie direkt auf den Boden liegen können. Dort erhalten sie keine ausreichende Belüftung und der Rücken wird nicht optimal unterstützt.

Kurzfristig die Matratze auf den Boden zu legen ist unproblematisch. Langfristig geht dies aber nur mit besonderen Vorkehrungen. Die Matratze muss atmungsaktiv und stabil genug sein, um Dein Körpergewicht aufzunehmen. Zudem ist auch ein häufigeres Lüften und Wenden der Matratze notwendig.

Als kurzzeitige Alternativen kannst Du Dich auf für eine Gästematratze oder eine Klappmatratze entscheiden. Diese sind deutlich leichter und flexibler in der Anwendung.

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